Kann das nur der Frauenarzt?

Unser erster Termin

 

Mittlerweile ist es ganz normales Prozedere, gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest den Frauenarzt anzurufen und samt der freudigen Nachricht den ersten Termin in den darauffolgenden Tagen oder wenigen Wochen zu machen.

Oft ist die frischgebackene Schwangere dann enttäuscht, wenn sie beim ersehnten Ultraschall nur eine hoch aufgebaute Gebärmutterschleimhaut oder im besten Falle einen winzigen dunklen Punkt darin zu sehen bekommt. Dabei haben die Urin- sowie die Blutuntersuchung doch einwandfrei ergeben: Wir sind schwanger!

Manchmal führt uns hier die Bestimmung der Schwangerschaftswoche hinters Licht. Dein Frauenarzt fragt dich sicherlich nach dem ersten Tag deiner letzten Periode und rechnet dann mit der sogenannten Naegele-Regel den Geburtstermin aus. Dabei wird vom ersten Tag der letzten Regelblutung drei Monate zurückgerechnet und dann sieben Tage und ein Jahr hinzuaddiert. Einfacher ausgedrückt: Man zählt vom ersten Tag der letzten Regelblutung neun Monate und sieben Tage hinzu. Die Rechenformel ist nach dem Heidelberger Frauenarzt Franz Naegele benannt.

Und jetzt nochmal wirklich vereinfacht: Diese Regel geht davon aus, dass du IMMER einen perfekten 28-Tage-Zyklus hast, mit einem Eisprung am 14. Zyklustag. Du machst also eventuell am 29. Zyklustag einen Test, der positiv ausfällt und hast eine Woche darauf, am 36. Zyklustag deinen ersten Termin beim Ultraschall. Rein rechnerisch bist du also in der 6. SSW (5+1 SSW). Tatsächlich aber erst ganz knapp 3 Wochen schwanger. Warum? Die Naegel’sche Regel zählt die ersten zwei Wochen deines Zyklus schon mit zur Schwangerschaft aber eigentlich findet erst am Ende der beiden Wochen dein Eisprung statt. Nun muss das kleine Ding erstmal einen guten Weg zurücklegen, dabei auch noch befruchtet werden und dann in deiner Gebärmutter ankommen. Erst einige Tage nach dem Eisprung sucht es sich das lauschigste Plätzchen aus, um dann wiederum einige Tage später erst mit der Einnistung an einem bestimmten Punkt abzuschließen. Bist du also an 5+1 SSW beim Ultraschall und eigentlich erst 3+1 Wochen nach Eisprung, hat deine kleine befruchtete Eizelle vielleicht erst greade ihren absoluten Lieblingsplatz gefunden, um sich mit dir endgültig zu verbinden. Und jetzt stelle dir mal vor, du hast, was auch normal ist, deinen Eisprung aber immer am 17. Zyklustag und dein Zyklus ist immer 31 Tage lang...PUH! Und dann die ganzen Geschichten der Frauen in Internetforen, die zu diesem Zeitpunkt mindestens schon den Herzschlag gesehen haben...DOPPELPUH!

Bitte schaut auf euch, teilt eurem Frauenarzt mit, falls ihr längere Zyklen habt. Dies wird eigentlich einzig und allein am Ende eurer Schwangerschaft wichtig, wenn ihr den errechneten Geburtstermin (ET) überschreitet. Hattet ihr euren Eisprung später, seid ihr dann eventuell noch gar nicht ‚überfällig‘. Rechnet vielleicht selbst nochmal nach oder noch besser: Vertraut auf das kleine Wunder in euch! Vergleicht euch nicht mit anderen und bei Unsicherheiten sucht bitte das Gespräch mit eurem Arzt und/oder eurer Hebamme – don’t google with a Kugel gilt ab jetzt!

Alles verwirrend, oder? 40 Wochen ergeben keine neun Monate und bei den Schwangerschaftswochen muss man fast den Taschenrechner hervorkramen. Macht euch keine Sorgen. Später bestimmt sowieso der Ultraschall das Schwangerschaftsalter bei eurem Gynäkologen und es kommt sogar vor, dass er euch Vor- oder Zurückdatiert, ohne dass dies irgendeine negative Aussage über euer Baby darstellt. So verrückt ist es mit dem Messen und Rechnen, obwohl es uns doch Sicherheit und Kontrolle verspricht. Am Anfang entscheiden Millimeter im Messbereich über das Schwangerschaftsalter und später am Ende sind Abweichungen von 10 % bei der Gewichtsschätzung normal. Wird euer Baby also mit 3000 Gramm ausgemessen, ist es aber sehr wahrscheinlich, dass es 2700 Gramm oder 3300 Gramm wiegt. Deswegen ist es so wichtig, dass eine Fachfrau oder ein Fachmann (Gynäkolog*In, Hebamme) den individuellen VERLAUF eurer Schwangerschaft einschätzt. Sollte es Gründe zur Sorge geben, wird sie oder er euch dies immer mitteilen und mit euch besprechen.

Und warum finden die ersten Ultraschalluntersuchungen vaginal statt und nicht über eure Bauchdecke? Das liegt an der Größe eurer Gebärmutter, welche normalerweise so groß wie ein Tischtennisball ist und an den sogenannten Mutterbändern tief in eurem Becken liegt. Erst mit fortscheitender Schwangerschaft vergrößert sie sich immer mehr, tritt etwas aus dem Becken heraus und dehnt sich in den folgenden Wochen auf ihre endgültige Größe – welch eine Leistung! Ab der zwölften SSW oder später kann euer Gynäkologe auch zielsicher über die Bauchdecke schallen und dann gibt es auch schon, zur Freude aller, wirklich viel zu sehen und ganz viel in euren Mutterpass einzutragen.

 

Kann ich denn auch meine Vorsorge komplett bei einer Hebamme machen lassen? Die Antwort lautet: Ja.

Tatsächlich kommt dies bei mir in der Praxis relativ selten vor. Die meisten Frauen entscheiden sich dafür, einfach beides in Anspruch zu nehmen. Natürlich kann ich bei unserem ersten Gespräch, genauso wie der Frauenarzt, Blut abnehmen und deinen Urin untersuchen, doch über technische Hilfsmittel, wie den Ultraschall, verfüge ich nicht. Es gibt auch Frauen, die bildgebende Verfahren überhaupt nicht wünschen, doch würde ich immer wenigstens zu einem Ultraschall raten, der die wichtigsten Parameter für dein Baby und auch deinen Körper untersucht. Gesetzlich ist die Frau dazu ermächtigt, alle drei Vorsorgen, außer die drei Ultraschall-Screenings, bei einer Hebamme machen zu lassen. Dies entscheidest du ganz allein. Dabei hast du sogar die Möglichkeit, nur für die drei Ultraschalluntersuchungen einen Frauenarzt aufzusuchen, was dieser dir nicht verweigern darf.

In unserer Praxis sieht die gängigste (keine Wertung!) Variante wie folgt aus: Die Mamis machen die Vorsorge bei ihrem Frauenarzt, melden sich aber gleichzeitig bei mir oder Jette und machen einen ersten Termin zum Kennenlernen. Wir begleiten euch mit Gesprächs- und Untersuchungsterminen, dem Schwangerensport, der geburtsvorbereitenden Akupunktur und selbstverständlich zur jeder Zeit mit Rat und Tat in eurer Schwangerschaft. Dazu gehören ebenso die Geburtsvorbereitungskurse und bei Wunsch die Begleitung zur Geburt als Beleghebammen hier im Krankenhaus in Wismar. Diese Leistungen werden zum allergrößten Teil von euren Krankenkassen übernommen, genau wie die Termine beim Frauenarzt.

Eine Hebamme ist, laut Hebammenverband, die Fachfrau für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die Zeit darüber hinaus. Sie informiert zur Ernährung und Lebensweise in der Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität, bereitet euch auf euer Baby vor indem sie euch die Möglichkeiten zur Geburtsvorbereitung anbietet und berät euch genauso zu Themen wie soziale Hilfen in der Schwangerschaft und Elternzeit. Sie begleitet dich auf Wunsch zur Geburt, betreut dich und dein Kind im Wochenbett und während der gesamten Stillzeit. Hebammenhilfe kann von jeder Frau in Anspruch genommen und als Kassenleistung abgerechnet werden. Einzelne Kassen erstatten sogar ganz oder teilweise Hebammenleistungen, wie Kinderwunschberatungen, Krabbelkurse, Babyschwimmen und die Rufbereitschaftspauschale.

Als Beleghebamme habe ich die Möglichkeit, euch hier in Wismar zu eurer Geburt ins Krankenhaus zu begleiten. Im Rahmen einer 1-zu-1-Betreuung ist mir dies sehr wichtig. Um euren Termin herum, bin ich also für euch ‚rufbereit‘. Das bedeutet, dass wir vertraglich festlegen, dass ich nicht nur in der Nähe bleiben muss (räumlich), sondern Tag und Nacht für euch erreichbar bin. So können wir den Höhepunkt eurer Schwangerschaft – die Geburt eures wundervollen Babys – gemeinsam meistern.